War früher wirklich alles besser?
Über die Ansicht des Fortschritts
Montag-Morgen. Ich stehe an der Kasse bei Penny. Auf dem Band neben mir ein paar Sachen mit hohem Kaloriengehalt. Nahrung für den Fall, dass ich grad eine Sehnsucht nach Zucker entwickele und zuhause nichts vorhanden ist.
Die Schlange ist lang. Schräg neben mir und hinter mir stehen zwei ältere Frauen, die anscheinend ihren täglichen Einkauf erledigen wollen. Gelangweilt vom Warten sagt die eine “Früher war alles besser!”. Die andere stimmt ihr zu: “Ja das sage ich auch immer! Es regt mich so auf!”.
Ob der Kontext, der zu diesen Aussagen geführt hat, wirklich das Warten war? Oder doch vielleicht der noch so lebensfrohe Jugendliche, der vorher mit Bezahlen dran ist? Egal was es auch sein mag, es hat mich nachdenklich gemacht… War früher wirklich alles besser? Kann man das so pauschal sagen?
Ich finde nein. Klar, es gibt Sachen, die früher besser waren. Der Klimawandel war noch nicht so fortgeschritten, Terrorismus stellte keine ständige Bedrohung da und die Meere waren noch nicht voller Müll. Aber das ist nicht “alles”.
Was ist mit der sich extrem verbesserten Medizin? Was mit der stark angestiegenen Lebenserwartung und der gesunkenen Kindersterblichkeit? Oder der offeneren Gesellschaft, in der es kein Tabu ist homosexuell zu sein?
Wir dürfen uns dem Fortschritt nicht verschließen. Wir dürfen nicht Automatisierung dafür verteufeln, dass sie Arbeitsplätze klaut. Wir müssen uns öffnen und akzeptieren, dass uns bald autonome Autos durch die Gegend kutschieren werden und wir nicht mehr selber fahren müssen.
Fortschritt ist nicht immer positiv. Es kommt drauf an, wie wir ihn nutzen, wie wir ihn in unser Leben integrieren und wie wir ihn in die gewünschte Richtung lenken.
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